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Kein anderes Hotel in Leipzig hat so viel Geschichte erlebt wie das Astoria Hotel.

Unmittelbar westlich des Hauptbahnhofs wurde es am 05.12.1915 als erstes Grand Hotel unserer Stadt am damaligen Blücherplatz (heute Willy-Brandt-Platz) eröffnet. Grund war der allmonatliche Ansturm auf Leipzig wegen den hier stattfindenden Messen. Die größte aller Messen war die Pelzmesse – ein Drittel des Pelzhandels lief über Leipzig.

Das Hotel hatte zu diesem Zeitpunkt eine Bettenkapazität von 150 Betten und verfügte über eine Hallen- und Nachtbar, ein Tanz- und Konzertcafé, Gesellschafts- und Konferenzräume und mehrere Restaurants. Das Hotel war damals das modernste der Stadt, da es neben einem eigenen Postamt sogar fließendes Wasser in fast jedem Zimmer hatte.

Im Dritten Reich gehörte das Hotel einem jüdischen Bauunternehmer namens Carl Ottokar Cohn. Durch die fortlaufende Arisierung musste er das Astoria weit unter dem eigentlichen Wert an die Nationalsozialisten verkaufen und rettete somit sein Leben. Bei einem Bombenangriff wurde das Hotel schwer beschädigt, sodass der Süd- und Westflügel komplett neu errichtet werden mussten.

1958 wurde die Bettenkapazität durch eine Erweiterung des Hotels deutlich erhöht. Nun bot das Hotel mit 200 Betten Übernachtungsmöglichkeiten für etwa 350 Gäste.

Das Astoria, bis 1964 von der Handelsorganisation HO betrieben, wechselte 1965 den Betreiber. Von diesem Zeitpunkt an gehörte es zur Interhotelkette, welche das Hotel 1992 wieder verkaufte.

1970 wurde das Gebäude komplett renoviert und galt seitdem als schönstes Hotel der DDR. Grund dafür war u.a. die moderne, luxuriöse und individuelle Inneneinrichtung des Astoria. Hier war kein Zimmer wie das andere. Das Astoria konnte nun bis zu 470 Gäste beherbergen.

Das Astoria war seit 1960 das einzige Regierungshotel der Stadt. Gäste waren somit vorwiegend Mitarbeiter des Regierungsapparates und Staats- und Messegäste aus dem nichtsozialistischen Ausland. Walter Ulbricht, Karl-Eduard von Schnitzler oder Rudi Glöckner übernachteten häufig in dem prunkvollsten Hotel Leipzigs.

Doch das Astoria hatte auch eine Schattenseite. Im ersten Stock war eine Stasizentrale untergebracht. Die Zimmer dieser Etage waren auf keinem Lageplan des Hotels zu finden. Inoffizielle Mitarbeiter (IM bzw. Spitzel) waren eigentlich immer in den Räumlichkeiten des Astoria zu finden, um mögliche Staatsfeinde ausfindig zu machen.

In den 1990er Jahren wechselte das Astoria ein weiteres Mal den Besitzer. Durch die finanzielle Lage und dem zunehmenden Zerfall des Gebäudes wurde ein Stellenabbau von 500 auf 120 Mitarbeiter unausweichlich.

Am 31.12.1996 schließt das Hotel Astoria endgültig. Das denkmalgeschützte Gebäude steht seitdem leer.

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2006 kaufte die US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone Group das Hotel zusammen mit dem The West Inn und dem Radisson Hotel. Blackstone sucht heute nach Investoren für das Astoria. Verkaufsgespräche blieben aber bisher ergebnislos.

Aus dem einst schönsten Hotel der DDR ist heute nur noch das Gemäuer übrig. Das Astoria wird seit seiner Schließung dem Zerfall überlassen.

Die Zukunft unseres wunderschönen Hotels ist ungewiss.