Studenten

Die Uni-Städte werden immer teurer

Für Studenten gibt es keine gute Nachricht: In den Universitätsstädten verschärft sich die Lage am Wohnungsmarkt.

Wohnungen für Studenten werden immer teurer.

Das bekommt der Suchende zu spüren, wenn er an eine Uni zieht, sei es als Erstsemester, Master-Student oder einfach, um das Studium in einer anderen Stadt fortzusetzen.Wer zum Beispiel in Städten wie München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Heidelberg oder Hamburg fremd ist und sich auf die Suche begibt, braucht viel Glück oder die Hilfe von Bekannten sowie Verwandten. Wer darauf nicht zählen kann, muss sich auf eine durchschnittliche Nettokaltmiete von mehr als 10 Euro je Quadratmeter einstellen. Das heißt, nur für die Grundmiete. Wasserversorgung, Abwassergebühren, Straßen- und Schornsteinreinigung, Müllabfuhr und so weiter sind in diesem Preis noch nicht enthalten.

Zu diesem Ergebnis kommt das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einem Gutachten.

Dafür haben die Forscher die Entwicklung der Wohnungsmärkte in fünfzehn Groß- und Universitätsstädten seit 2010 bis zum Ende des ersten Halbjahrs 2017 analysiert. Das Ergebnis: An all diesen Standorten ist Wohnen grundsätzlich teurer geworden. Zugleich wird das Angebot an typischen Studentenwohnungen immer kleiner, während die Wohnungsausstattung stetig anspruchsvoller wird.

Besonders rasant haben sich laut des IW die Verhältnisse in der Hauptstadt verändert. Berlin als Paradies für junge Menschen mit kleinem Budget existiert für Neuankömmlinge nicht mehr. Innerhalb von sieben Jahren ist dort die durchschnittliche Nettokaltmiete um mehr als 70 Prozent gestiegen.

Ferner verschärft der Mangel an Wohnheimplätzen die Situation in der Hauptstadt.

Unmittelbar vor Semesterstart hätten sich die Chancen für eine Wohnung in Berlin drastisch verschlechtert, meldet das dortige „Studierendenwerk“. So hat das für zwanzig Hochschulen und die Charité zuständige Studentenwerk der Hauptstadt mehr als 5.400 Anwärter auf einen Wohnheimplatz registriert. In diesem Oktober werden allein 5.000 Erstsemester erwartet. Doch mangels Wohnraum kann das Werk nur 5 Prozent der insgesamt 180.000 Studenten unterbringen. Mit einer solchen Versorgungsquote steht Berlin im Vergleich der deutschen Bundesländer an letzter Stelle, räumt das Studentenwerk ein. Bundesweit liegt die Quote immerhin bei knapp 10 Prozent.

„Im Innenstadtbereich ist es inzwischen für Studierende sehr schwierig geworden, eine bezahlbare Wohnung zu bekommen“, zitierte dieser Tage die Deutsche Presse-Agentur Jürgen Morgenstern, Sprecher des „Studierendenwerks“. Beunruhigend sei, dass zunehmend auch ehemals billigere Bezirke wie Lichtenberg, Reinickendorf und Tempelhof teurer für Studenten würden. „Alternativen bieten sich dann oft nur in den äußeren Bezirken und in Großsiedlungen wie Marzahn-Hellersdorf an“, sagt Morgenstern.

Im Vergleich zu anderen Städten ist Berlin noch günstig.

Und: Auch anderswo haben die Mieten kräftig angezogen.Besonders betroffen ist der IW-Analyse zufolge Stuttgart. Dort müssen Studenten bei einem neuen Mietvertrag in 2017 gut 62 Prozent mehr zahlen als vor sieben Jahren – was zu Quadratmeterpreisen von fast 15 Euro geführt hat. „In Stuttgart macht sich mehr als anderswo bemerkbar, dass der Neubau hinterherhinkt“, erläutert Voigtländer den rasanten Anstieg, der die Landeshauptstadt so teuer für Studenten macht. Etwas weniger stark fiel der Sprung in München aus (53,1 Prozent). Allerdings liegt hier die Durchschnittsquadratmetermiete bereits bei 18,40 Euro. „Die 20-Euro-Marke dürfte bald überschritten werden“, vermutet der Wohnungsmarktexperte.

Auch die kleinen Städte sind betroffen.

In Bonn (24,9 Prozent), Kiel (35,3 Prozent) und Leipzig (23,6 Prozent) haben sich die Mieten laut Gutachten, das auf einer Datenauswertung von Inseraten der Internetplattform Immobilienscout 24 basiert und im Auftrag des Deutsche Real Estate Funds Advisor entstanden ist, deutlich verteuert. Der geringste Anstieg wurde in Jena mit 9,7 Prozent ermittelt.

Angesichts der anziehenden Mietpreise registrieren Immobilienmarktfachleute eine abnehmende Flexibilität an den Märkten. Wer eine Unterkunft hat, gibt sie so schnell nicht auf. Ein längerer Auslandsaufenthalt oder mehrere Praktika in anderen Städten mit ungewisser Rückkehr sind im Zweifelsfall kein Grund, seine Wohnung oder das WG-Zimmer zu kündigen. Das lässt das Unter- und Zwischenmietgeschäft kräftig blühen – und treibt die Suchenden teils zu unzähligen „Castings“ für eine Unterkunft auf Zeit.

Für die Mehrheit der Studenten, die nun an die Unis drängen, ist das keine Lösung. Sie konkurrieren auf den Wohnungsmärkten mit Gleichgesinnten sowie mit Auszubildenden, Berufseinsteigern und Rentnern. Was hier hilft: Bezahlbarer Neubau im großen Stil.

Quelle: Frankfurter Allgemeine